Vereinschronik, stand 1993

"Schwabinger Volksgarten"

Im Herbst 1916 wurde von Herrn Direktor M. Luber der Münchner Industriepark hinter dem Wirts- garten "Schwabinger Volksgarten" ein Platz eingezäunt und mit zwei gegrabenen Brunnen versehen. 40 Gärten wurden abgeteilt und im Frühjahr 1917 begann die Arbeit.  1919 ging  das Grundstück  in andere  Hände über  und nun  begann eine leidvolle Zeit für die 

                  Heimgarten um 1925


Kleingärtner.  Von Jahr zu Jahr wechselten die Besitzer und jedesmal folgten Kündigungen. 1920 schlossen sich die Kleingärtner zusammen; daraus ging später ein Verein mit den Gartenanlagen "Uheli" (jetzt NO 14) und Schenkendorfstraße, der Verein "Kleingartenbewirtschafter München-Schwabing NO 171" hervor.

1924 wurde die inzwischen gefüllte Kiesgrube nördlich der Anlage mit Gärten besetzt. Der alte Teil war inzwischen bis auf acht Gärten zusammengeschmolzen. Durch die Übernahme des Grundstücks durch die Stadt konnten endlich geregelte Verhältnisse geschaffen werden. Inzwischen sind die Gärten zu einer städtischen, gesunden Anlage geworden, dank der rührigen Tätigkeit des damaligen Vorstandes Herrn Deckert.

(Dies berichtete der Chronist Gerhauser, ein ehemaliges Gartenmitglied unserer Anlage zum "40-jährigen Bestehen des Kleingartenvereins NO 171" im Jahr 1956)

 

Unsere Gartenanlage auf einem Auszug des Kartasteramtes um 1925

Erinnerungen unserer 1993 ältesten Mitglieder, der Herren Zyndikus und Miedl:

1918 begann die eigentliche Geschichte unserer Kleingartenanlage. Gärten hatten damals die Aufgabe die Bevölkerung mit Kartoffeln, Obst und Gemüse zu versorgen. Milbertshofen war ein kleines Dorf. Unsere "Anlage" war auf der grünen Wiese in der Nähe des "Schwabinger Volksgartens".

In dem  1856 errichteten Volksgarten an der heutigen


Leopold-/Griegstraßebeendeten bis zum Ersten Weltkrieg die Schwabinger ihren Ausflug ins Grüne mit einem Biergartenbesuch, bis die Stadt das Anwesen mit Kleingärten in den 20er Jahren erwarb und die Gaststätte ihre Funktion als Ausflugslokal verlor. Dann wurde das einstige Gaststättengebäude als Wohnhaus umgenutzt, bis es in den 60er Jahren abgerissen und durch ein Altersheim der "Stiftung Bauwerker-Altenwohnheim Karl-Rudolf-Schulte Haus" ersetzt wurde. Dieser Volksgarten, ein Wirtshaus, war bis dahin ein überaus beliebtes Ausflugsziel der Stadtbevölkerung. Hier spielte sich ein großer Teil der Tanz- und Vergnügungsveranstaltungen der Milbertshofner und Münchner Bürger ab.

Die Sommerfeste des Kleingartenvereins würden auch dort veranstaltet. Wir konnten uns freuen, daß unsere Anlage in unmittelbarer Nähe dieses beliebten Ausflugsziels war.

Das "Schwabinger Zollhaus" war schräg gegenüber dem Volksgarten. Früher war es das Zollhaus für die Fuhrwerke. Besonders die Salzfuhrwerke, die auf dem Weg von München Stadtmitte nach Freising bzw. Landshut waren, mussten hier ihre Zollgebühren entrichten.

 

An der Ingolstädter Straße - heute stadtauswärts - kurz vor dem Schleißheimer Wald befand sich ebenfalls eine Gastwirtschaft mit Namen NEUHERBERGE. Diese Wirtschaft war eine Herberge für Fuhrleute und Handwerksburschen.

 

Um 1930 wurden in unmittelbarer Nähe unserer Anlage auf der ehemaligen Schafsweide, Fröttmaninger Heide, Siedlungshäuser gebaut. Die alten Bauernhöfe und Gärtnereien wurde aufgelöst, teilweise modernisiert oder einfach als Bauplätze dem Wohnungsbau und Industriebau zugeführt.

 

Während der Zeit des 2. Weltkriegs herrschte auch in Milbertshofen Not und Elend. Die Leute hatten mit den Beschwernissen dieser Zeit fertig zu werden.

 

Das Leben ging aber weiter: Eines unserer Gartenmitglieder ist in dieser Zeit hier in unserer Anlage geboren; er ist heute noch stolzer Gartenbesitzer in unserem Kleingartenverein München Nord-Ost 171.

 

Das eigentliche Vereinsleben der Gartenanlage, wie wir es heute noch kennen, begann im Grunde erst 1948 mit dem damaligen Vorstand Herrn Kaspar Decker. Ihm ist es zu verdanken, daß die Kleingärten, die bis dorthin frei gestaltet und bebaut wurden, die Formen von Kleingärten und die Anlage die Gestalt einer Kleingartenanlage annahmen. Er erreichte, mit der damaligen "Hacker-Brauerei", daß der Kleingartenverein Nord-Ost 171 ein eigenes Vereinsheim - besser bekannt unter der Bezeichnung "Kantine" - bekan. Die Maße dieser damaligen Kantine  waren: 3,82 m x 4,32 m;  alles in allem  etwa 16 Quadratmeter.  Hier spielte sich  dann das  eigentliche

Vereinsleben und die geselligen Veranstaltungen ab.

 

Im Laufe der Jahre wurde das Vereinsheim (Kantine) Stück um Stück erweitert und modernisiert. Veranlaßt und durchgeführt wurden die Ausbauten von den Nachfolgern im Vorstand, nämlich den Vorständen Angerer, Wutke, Reuter, Lindmeier und Hahn. So wurde in vielen harten Gartlerjahren aus dieser "Kantine"  ein   anständiges   Vereinsheim,  das  heute


sogar baurechtlich abgesegnet ist. Bei der damaligen Errichtung 1948 war Frau Steffanie die erste Wirtin. Mit Rat uns Tat versorgte sie die Gartler; es gab nur Flaschenbier zu kaufen.

(So berichteten die Herren Zyndikus und Miedl, ehemalige Gartenmitglieder unserer Anlage 1993)

 

Am 25. November 1978 wurde Herr Siegfried Hahn 1. Vorstand unseres Kleingartenvereins. Während der Zeit seiner Vorstandschaft wurde eine Reihe von Vorhaben in unserer Gartenanlage durchgeführt, die besonderer Erwähnung bedürfen, weil sie den Bestand der Anlage auch in Zukunft zu sichern helfen.

1980 konnte nach langem Hin und Her der Anschluss des alten Vereinsheimes an die städtische Kanalisation erreicht und die alte Versitzgrube und die damit zusamenhängenden Geruchsprobleme beseitigt werden.

1991 war es nach vielen Behördengängen so weit, daß die Anlage an das städtische Trinkwassernetz angeschlossen wurde und damit die in den letzten Jahren immer problematischer gewordene Bewässerung mit belastetem Grundwasser beendet werden konnte.

Schließlich konnte in den Jahren 1991 und 1992 - wiederum nach einem langem Kampf um notwendige Genehmigungen - die alte "Kantine" abgerissen und ein neues Vereinsheim erstellt werden. Mit der Größe von ca. 14 m x 10 m, das sind insgesammt runde 140 Quadratmeterunterscheidet es sich ganz erheblich von den seinerzeitigen Anfängen im Jahr 1948.

Zwischenzeitlich wurden noch zwei Lagerschuppen, eine Schütte und ein Freisitz für das Vereinsheim dazugebaut.